Gemeinsam für die Artenvielfalt – Schild informiert über gefährdete Arten in Oberelbert

Deutlich sichtbar: Unterschiedliche Zeiträume bei der Mahd.

Kennen Sie die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge? Nein? Damit sind Sie nicht alleine. Denn obwohl die beiden Schmetterlingsarten Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling einen faszinierenden Lebenszyklus haben und sie teils stark gefährdet sind, sind die Arten nicht sehr bekannt. Das mag zum Teil daran liegen, dass sie recht klein und unscheinbar wirken. Aber wenn man hört, dass die Raupen der Schmetterlinge bestimmte Ameisen durch ein kompliziertes Ritual so täuschen, dass sie „adoptiert“ und in das Ameisennest gebracht werden, wo die Raupen sich den ganzen Winter über von Ameisenlarven ernähren, ist das Interesse meist geweckt. Einzelne Raupen fressen - von den Ameisen unerkannt - bis zu 600 Ameisenlarven. Auch eine bestimmte Pflanze spielt eine große Rolle im Leben der Tiere. Die Blüten des Großen Wiesenknopfs bieten gleichzeitig Nahrungsquelle, Ruheplatz, Paarungs- und Eiablageort für die Falter. Auch die Raupen fressen in den ersten Wochen in den Blütenköpfen. Das Vorkommen vom Wiesenknopf ist also wie auch das Vorkommen der Ameisen eine Voraussetzung für die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge. Problematisch: Schonend bewirtschaftete, feuchtere Wiesen und Weiden, die den Lebensraum der Pflanzen bilden, werden immer seltener. 

Im Westerwald gibt es derzeit noch einige solcher Flächen, weshalb hier eines der deutschen Hauptvorkommen der Schmetterlinge liegt. „Auch für viele weitere Tier- und Pflanzenarten sind solche Flächen ein wichtiger Lebensraum und haben daher eine hohe Bedeutung für die Artenvielfalt.“ erklärt Linda Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Artenschutzprojekt der SNU. Ein weiteres Problem: Die Wiesenknöpfe müssen zur Flugzeit der Schmetterlinge im Juli und August blühen, zu der Zeit also, in der Grünland größtenteils bewirtschaftet wird. Bleiben dann keine Randstreifen oder Teilbereiche des Grünlands stehen, können die Arten kaum überleben. In Oberelbert kommen der Große Wiesenknopf und sogar auch beide Schmetterlingsarten vor, weshalb das Artenschutzprojekt 2022 an die Gemeinde herangetreten ist. „Sobald wir von den Bläulingen wussten, war für die Gemeinde klar, dass wir mit dem Projekt zusammenarbeiten und etwas für die Artenvielfalt in unserer Gemeinde tun.“ erzählt Sebastian Stendebach, Ortsbürgermeister von Oberelbert. „Nachdem wir mit der SNU und dem Team Umwelt von der Verbandsgemeindeverwaltung geeignete Gemeindeflächen rausgesucht hatten, haben wir eine Pflanzaktion mit Kindern aus der Gemeinde organisiert. Damit auch die jüngste Generation bereits mit dem Naturschutz in Berührung kommt.“ ergänzt Stendebach. Im Rahmen der Pflanzaktion wurden im Herbst 2022 rund 75 Setzlinge der Staude auf drei verschiedenen Gemeindeflächen im Stelzenbachtal gepflanzt. Auch die Bevölkerung soll von den spannenden geschützten Arten vor der eigenen Haustür erfahren. Dazu hat Diplom-Designer Jonathan Fieber von igreen media im Auftrag des SNU ein Infoschild entworfen. In einer gemeinsamen Aktion von Ortsgemeinde und SNU wurde das Schild nun südlich des Sportplatzes in der Nähe der Stelzenbachhalle angebracht. „Wir hoffen, dass sich viele Menschen über das schöne Schild und die tolle Natur, die wir hier noch haben, freuen werden.“ zeigt sich Bürgermeister Stendebach begeistert. Zu der Aktion, die auch eine Exkursion zu den Ameisenbläulingen beinhaltete, waren die Kinder der Pflanzaktion eingeladen. Auch einige neue Gesichter waren dabei.

Erkundung der NABU-Fläche bei Oberelbert.
Eine Heuschrecke in der Becherlupe wird begutachtet

„Wir haben nur ungefähr die Hälfte der geplanten Exkursionsstrecke geschafft, weil die Kinder schon jede Pflanze, jeden Pilz, Vögel und Spinnen auf dem Weg zu den Schmetterlingen so spannend fanden.“ erzählt Leah Nebel, Projektleiterin des Artenschutzprojektes der SNU. „Es ist wirklich toll zu sehen, dass die Kinder eine solche Freude an der Natur haben.“ freut sich Nebel. Die Ameisenbläulinge und weitere Arten konnten dann auf der nahegelegenen Fläche des NABU Montabaur bestaunt werden. Die beiden teilnehmenden NABU-Mitglieder Johannes Zühlke und Michaela Teusch standen für Fragen rund um die Fläche und die vorkommenden Arten bereit. Darüber hinaus wurde auch über die Naturschutzjugend und weitere Aktivitäten der Gruppe informiert. „Trotz der Hitze war es eine sehr gelungene Veranstaltung und die Kinder konnten sich bei Pizza und kühlen Getränken in der neu eröffneten Gaststätte Stelzebach-Stubb an der Stelzenbachhalle erholen.“ resümiert Sebastian Stendebach. SNU und Ortsgemeinde freuen sich bereits jetzt auf die weitere Zusammenarbeit und sind gespannt, ob schon in den nächsten Jahren Ameisenbläulinge auf den neu bepflanzten Flächen entdeckt werden. Bis dahin müssen die Bilder auf dem neuen Infoschild herhalten. 

Text: Stiftung Umwelt und Naturschutz (SNU)