Ziegen als Grünpfleger im Einsatz

Wer dieser Tage auf dem Promenadenweg in Montabaur spazieren geht, kann im Hang zur Fröschpfortstraße hin einige Ziegen entdecken. Sie stehen "im Dienst" der Stadt Montabaur und leisten dort einen wichtigen Beitrag zur Grünpflege, denn sie halten das Buschwerk niedrig und ermöglichen damit eine große Artenvielfalt bei Gräsern, Wildblumen und Kräutern. Große und kleine Passanten haben Spaß daran, die Tiere "bei der Arbeit" zu beobachten. Das Beweidungsprojekt ist Teil der Biodiversitätsstrategie von Stadt und Verbandsgemeinde (VG) Montabaur.

Schäfer Florian Kaiser sowie Markus Kuch und Alrun Uebing vom Sachgebiet Umwelt bei den Ziegen.
22 Burenziegen weiden derzeit auf dem Gelände unterhalb des Promenadenwegs in Montabaur. Diese naturverträgliche Pflege der Grünflächen ist Teil der Biodiversitätsstrategie der Stadt und VG Montabaur. Schäfer Florian Kaiser (hinten rechts) sowie Markus Kuch und Alrun Uebing vom Sachgebiet Umwelt schauen regelmäßig nach dem Rechten.
Eine Ziege reckt den Kopf Richtung Kamera und schaut in die Linse.
Bitte recht freundlich: Die Ziegen sind sehr neugierig. 

"Die Burenziegen fühlen sich richtig wohl auf dem Gelände am Quendelberg. Sie mögen es, im Hang herum zu klettern, und sie finden einen reich gedeckten Tisch an verschiedenen Pflanzen, die sie eifrig abfressen" erzählt Markus Kuch, Sachgebietsleiter für den Bereich Umwelt bei der Verbandsgemeinde Montabaur. Bereits im letzten Jahr hatte er die Ziegen von Florian Kaiser aus Girod angeheuert und zunächst testweise auf den Wiesen am Bahndamm nahe dem ICE-Bahnhof eingesetzt. Die Ziegen sind gute "Rasenmäher", denn sie fressen alles gleichmäßig ab und nehmen im Gegensatz zu maschinellen Rasenmähern das Schnittgut gleich auf. "Wenn das Schnittgut liegen bleibt, setzen sich die starken Arten und die Generalisten unter den Wiesenpflanzen durch und die anspruchsvollen Spezialisten werden zurückgedrängt. So geht Vielfalt verloren und den Insekten fehlen ihre typischen Nahrungsquellen. Durch das Mulchen geht die Vielfalt verloren", weiß der Fachmann aus dem Rathaus. Außerdem kommen die Ziegen in (fast) jedem Gelände zurecht. Sie schonen den Boden und sind überwiegend dort im Einsatz, wo Maschinen nicht hinkommen, z.B. im unwegsamen Abhang unterhalb des Promenadenwegs. Ihre "Kollegen" mit dem dicken Wollfell, die Schafe, kämpfen derweil gegen die Ausbreitung des Riesenbärenklaus. Seit Jahren setzt die Stadt Montabaur die Schafe auf den Auenflächen von Aubach, Gelbach und Biebrichsbach ein, wo sie im Frühjahr entlang der Bachläufe die Wiesen "mähen" und dabei auch die jungen Triebe des Riesenbärenklau abfressen. Außerdem kann man die Schafe am Flugplatz und bald auch im Wäschbachtal im Stadtteil Horressen sowie unterhalb des FOCs auf den Aubachwiesen „bei der Arbeit“ beobachten. 

Die Verbandsgemeindewerke folgen ebenfalls der Strategie, durch das Mähen ohne Mulchen die Artenvielfalt zu stärken. An vielen Stellen im VG-Gebiet gibt es Wiesenbecken, die als Regenrückhaltebecken dienen. Um diese Funktion zu erhalten, müssen die Flächen regelmäßig gemäht werden. Das geschieht zunächst maschinell, anschließend wird das Schnittgut jedoch von Hand aufgenommen. "Das ist ein enormer Vorteil für die Natur, weil wir so die Magerwiesen entwickeln und die Artenvielfalt ermöglichen", freut sich Markus Kuch. Auch die Grünflächen an den Schulen in Trägerschaft der VG haben er und sein Team inzwischen in den Blick genommen. Sie sollen teilweise umgestaltet werden, also mehr heimische Blumen und Sträucher gepflanzt und Rückzugsräume für Kleintiere angelegt werden. Das geschieht in enger Abstimmung mit den Lehrerkollegien, die diese Projekte in den Sach- oder Biologie-Unterricht integrieren. Außerdem muss hier der Naturschutz mit der Funktion der Flächen, die als Spielgelände für die Kinder dienen, in Einklang gebracht werden. "Die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie erfordert es, jede Fläche genau anzusehen und dann geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Das ist kleinteilig, manchmal mühsam, aber unterm Strich zählt jede noch so kleine Maßnahme", so Kuchs Fazit.